Test – Erzähltextanalyse (Allgemein)

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Frage 1 von 15

Fragestellung:
Hat man es in diesem Bewusstseinsbericht Wilhelms mit einer Anachronie zu tun und wenn ja mit welcher Form?
Textbeispiel:
So groß war seine Leidenschaft, so rein seine Überzeugung, er handle vollkommen recht, sich dem Drucke seines bisherigen Lebens zu entziehen und einer neuen, edlern Bahn zu folgen, daß sein Gewissen sich nicht im mindesten regte, keine Sorge in ihm entstand, ja daß er vielmehr diesen Betrug für heilig hielt. Er war gewiß, daß ihn Eltern und Verwandte in der Folge für diesen Schritt preisen und segnen sollten, er erkannte den Wink eines leitenden Schicksals an diesen zusammentreffenden Umständen.
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1, 11)
Eine Analepse liegt nur dann vor, wenn zum Zeitpunkt der Erzählgegenwart bereits Vergangenes berichtet wird.Hier wird lediglich berichtet, was Wilhelm sich für die Zukunft ausmalt. An der konjunktivischen Verbform „sollten“ kann man erkennen, dass es sich um Wunschvorstellungen handelt.Hier werden keine bereits vergangenen oder zum Zeitpunkt der Erzählgegenwart noch zukünftigen Ereignisse erzählt, sondern nur die Reflexionen aus der Perspektive einer Figur wieder gegeben. Daran dass hier nicht „werden“ steht kann man erkennen, dass es sich nicht um eine Prolepse handelt, auch wenn man die weitere Handlung nicht kennt.

Frage 2 von 15

Fragestellung:
In dieser Eingangspassage aus Jean Pauls Selberlebensbeschreibung (=Autobiographie) erzählt der „Professor der Geschichte von sich“ vom Tag seiner Geburt.
Textbeispiel:
Es war im Jahr 1763, wo der Hubertsburger Friede zur Welt kam und gegenwärtiger Professor der Geschichte von sich; - und zwar in dem Monate, wo ihm noch die gelbe und graue Bachstelze, das Rotkehlchen, der Kranich, der Rohrammer und mehrere Schnepfen und Sumpfvögel anlangten, nämlich im März; - und zwar an dem Monattage, wo, falls Blüten auf seine Wiege zu streuen waren, gerade dazu das Scharbock- oder Löffelkraut und die Zitterpappel in Blüte traten, desgleichen der Ackerehrenpreis oder Hühnerbißdarm, nämlich am 21ten März; - und zwar in der frühesten frischesten Tageszeit, nämlich am Morgen um 1 1/2 Uhr; was aber alles krönt, war, daß der Anfang seines Lebens zugleich der des damaligen Lenzes war.
Jean Paul: Selberlebensbeschreibung (Beginn)
Sicher, das eigentliche Ereignis dieser Erzählpassage, die Geburt des Erzählers und Autobiographen Jean Paul am 21. März 1763, fand natürlich nur einmal statt - und wird hier auch nur einmal erzählt. Ein Witz dieser Passage liegt aber wohl darin, dass der Erzähler seine Geburt mit dem beginnendem Frühling korreliert, sodass die verschiedenen Naturereignisse, die in den März bzw. genauer: die auf den 21. März fallen, ebenfalls genau einmal erzählt werden, aber - wie jeder Leser weiß - jedes Jahr von Neuem stattfinden, also iterativ erzählt werden.Sicher, das eigentliche Ereignis dieser Erzählpassage, die Geburt des Erzählers und Autobiographen Jean Paul am 21. März 1763, fand natürlich nur einmal statt - und wird hier auch nur einmal erzählt. Ein Witz dieser Passage liegt aber wohl darin, dass der Erzähler seine Geburt mit dem beginnendem Frühling korreliert, so dass die verschiedenen Naturereignisse, die in den März bzw. genauer: die auf den 21. März fallen, ebenfalls genau einmal erzählt werden, aber - wie jeder Leser weiß - jedes Jahr von Neuem stattfinden, also iterativ erzählt werden.

Frage 3 von 15

Fragestellung:
So beginnt Uwe Johnsons erster veröffentlichter Roman Mutmassungen über Jakob. Ganz offensichtlich beschäftigen sich hier gleich mehrere ‚Stimmen’ mit ein und demselben Ereignis.
Textbeispiel:
Aber Jakob ist immer quer über die Gleise gegangen.
- Aber er ist doch immer quer über die Rangiergleise und die Ausfahrt gegangen, warum, aussen auf der anderen Seite um den Bahnhof bis zum Strassenübergang hätt er eine halbe Stunde länger gebraucht bis zur Strassenbahn. Und er war sieben Jahre bei der Eisenbahn.
- Nun sieh dir mal das Wetter an, so ein November, kannst keine zehn Schritt weit sehen vor Nebel, besonders am Morgen, und alles so glatt. Da kann einer leicht ausrutschen. So ein Krümel Rangierlok ist dann beinah gar nicht zu hören, sehen kannst sie noch weniger.
- Jakob war sieben Jahre bei der Eisenbahn will ich dir sagen, und wenn irgend wo sich was gerührt hat was auf Schienen fahren konnte, dann hat er das wohl genau gehört.
Uwe Johnson: Mutmassungen über Jakob (Beginn)
Obgleich es in einem bestimmten Sinne auch zutreffend ist. Das Ereignis, um das es dem Erzähler (in der ersten Textzeile) und den drei ‚Zeugen-Stimmen’ - und dem Roman insgesamt - offensichtlich geht, ist, so können wir schließen, der schwer begreifliche Tod des Bahnarbeiters Jakob, der nachts im Nebel von einer Rangierlok überfahren worden ist. Erzählt wird dieses zentrale Ereignis aber gerade nicht. - Zurecht kann man aber behaupten, dass repetitiv von Jakobs Gewohnheiten erzählt wird, insbesondere der, zur Abkürzung quer über die Gleise zu gehen.Zumindest gibt es gute Gründe, das anzunehmen. Denn das Ereignis, um das es dem Erzähler (in der ersten Textzeile) und den drei ‚Zeugen-Stimmen’ - und dem Roman insgesamt - offensichtlich geht, ist, so können wir schließen, der schwer begreifliche Tod des Bahnarbeiters Jakob, der nachts im Nebel von einer Rangierlok überfahren worden ist. Erzählt wird dieses zentrale Ereignis aber gerade nicht. - Zurecht kann man aber behaupten, dass repetitiv von Jakobs Gewohnheiten erzählt wird, insbesondere der, zur Abkürzung quer über die Gleise zu gehen.

Frage 4 von 15

Fragestellung:
In dieser Textpassage aus Goethes Wahlverwandtschaften wird der Weg beschrieben, den Eduard durch seine neu eingerichteten Gartenanlagen geht. Wird das Geschehen hier eher im narrativen oder eher im dramatischen Modus präsentiert?
Textbeispiel:
Dieser [Eduard] stieg nun die Terrassen hinunter, musterte im Vorbeigehen Gewächshäuser und Treibebeete, bis er ans Wasser, dann über einen Steg an den Ort kam, wo sich der Pfad nach den neuen Anlagen in zwei Arme teilte. Den einen, der über den Kirchhof ziemlich gerade nach der Felswand hinging, ließ er liegen, um den andern einzuschlagen, der sich links etwas weiter durch anmutiges Gebüsch sachte hinauf wand; da, wo beide zusammentrafen, setzte er sich für einen Augenblick auf einer wohlangebrachten Bank nieder, betrat sodann den eigentlichen Stieg und sah sich durch allerlei Treppen und Absätze auf dem schmalen, bald mehr bald weniger steilen Wege endlich zur Mooshütte geleitet.
Johann Wolfgang von Goethe: Wahlverwandtschaften (1. Kapitel)
Sicherlich, auch hier ist es eindeutig der Erzähler, der spricht und somit die Ereignisse verbalisiert. Er tut dies aber so, daß er sich selbst völlig zurücknimmt, sich ganz auf seine Figur und ihre Wahrnehmungsperspektive einlässt, auf jegliche Kommentierung verzichtet und zudem die Gartenlandschaft, durch die Eduard geht, in allen (für Eduard) relevanten Details beschreibt, so daß sich beim Leser ein ‚Realitätseffekt’ einstellt. Mithin liegt hier wohl eher ein dramatischer Modus der Ereignispräsentation vor.Natürlich ist es auch hier eindeutig der Erzähler, der spricht und somit die Ereignisse verbalisiert. Er tut dies aber so, daß er sich selbst völlig zurücknimmt, sich ganz auf seine Figur und ihre Wahrnehmungsperspektive einlässt, auf jegliche Kommentierung verzichtet und zudem die Gartenlandschaft, durch die Eduard geht, in allen (für Eduard) relevanten Details beschreibt, so daß sich beim Leser ein ‚Realitätseffekt’ einstellt. Mithin liegt hier wohl eher ein dramatischer Modus der Ereignispräsentation vor.

Frage 5 von 15

Fragestellung:
Welche Form der Redewiedergabe liegt hier vor?
Textbeispiel:
Als Wilhelm seine Mutter des andern Morgens begrüßte, eröffnete sie ihm, daß der Vater sehr verdrießlich sei und ihm den täglichen Besuch des Schauspiels nächstens untersagen werde.
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (2. Kapitel)
Es wird hier nicht nur erwähnt, dass der Vater etwas gesagt hat, sondern auch was er gesagt hat.Wilhelms Vater spricht hier nicht selbst, sondern Wilhelms Mutter gibt seine Worte in indirekter Rede wieder (dass+Konjunktiv!).Der Inhalt der Rede wird nicht durch einen Erzähler oder eine andere Person mit dessen oder deren Formulierungen berichtet, sondern in seinem Originalwortlaut in indirekter Rede präsentiert.

Frage 6 von 15

Fragestellung:
Hat man es hier mit indirekter Gedankenrede, mit erlebter Gedankenrede oder einem Bewusstseinsbericht zu tun?
Textbeispiel:
So groß war seine Leidenschaft, so rein seine Überzeugung, er handle vollkommen recht, sich dem Drucke seines bisherigen Lebens zu entziehen und einer neuen, edlern Bahn zu folgen, daß sein Gewissen sich nicht im mindesten regte, keine Sorge in ihm entstand, ja daß er vielmehr diesen Betrug für heilig hielt. Er war gewiß, daß ihn Eltern und Verwandte in der Folge für diesen Schritt preisen und segnen sollten, er erkannte den Wink eines leitenden Schicksals an diesen zusammentreffenden Umständen.
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (11. Kapitel)
Die Konjunktion „dass“ folgt hier nicht auf einleitende Verben des Sagens und Meinens und zieht auch nur in einem Fall den Konjunktiv. Sie indiziert somit keine indirekte Gedankenrede.Mit der Partizipation an den Bewusstseinsvorgängen von Figuren hat der Begriff erlebte Gedankenrede nur sehr bedingt etwas zu tun. Wir haben es hier zwar mit einer Gedankenwiedergabe in der 3. Person Präteritum Indikativ mit Innensicht zu tun, haben aber zusätzlich Verben des Fühlens („dass sich sein Gewissen regte“, „für heilig hielt“ „Er war gewiß“), die auf die Vermitteltheit der Gedankenwiedergabe aufmerksam machen.Bestimmte Verben und Formulierungen („dass sich sein Gewissen regte“, „für heilig hielt“ „Er war gewiß“) weisen den Leser darauf hin, dass wir es hier mit einem Erzähler zu tun haben, der uns die Gedanken einer Figur berichtet.

Frage 7 von 15

Fragestellung:
Handelt es sich bei dieser Passage um eine interne Fokalisierung? Machen Sie sich auch klar, auf welche Indizien im Text Sie Ihre Position stützen.
Textbeispiel:
Nathanael fand eine Einladungskarte und ging mit hochklopfendem Herzen zur bestimmten Stunde, als schon die Wagen rollten und die Lichter in den geschmückten Sälen schimmerten, zum Professor.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Zwei Indizien sprechen für eine interne Fokalisierung: a) „mit hochklopfendem Herzen“ ist eine Innensicht; b) „fand eine Einladungskarte“ beschreibt einen Umstand (dass eine Einladungskarte für Nathanael in seiner Post liegt) aus der Sichtweise von Nathanael.Es liegt interne Fokalisierung vor. Zwei Indizien sprechen dafür: a) „mit hochklopfendem Herzen“ ist eine Innensicht; b) „fand eine Einladungskarte“ beschreibt einen Umstand (dass eine Einladungskarte für Nathanael in seiner Post liegt) aus der Sichtweise von Nathanael. Es liegt kein Indiz für einen Wechsel der Fokalisierung vor.

Frage 8 von 15

Fragestellung:
Dies ist die Eingangspassage aus George Orwells berühmtem Roman Nineteen Eighty-Four aus dem Jahre 1949, dessen Geschehen dem Titel nach im Jahre 1984 anzusiedeln ist, also - aus der Sicht des Autors und des ursprünglichen Lesepublikums - in einer fernen Zukunft. Was liegt hier vor?
Textbeispiel:
It was a bright cold day in April, and the clocks were striking thirteen. Winston Smith, his chin nuzzled into his breast in an effort to escape the vile wind, slipped quickly through the glass doors of Victory Mansions, though not quickly enough to prevent a swirl of gritty dust from entering along with him.
George Orwell: Nineteen Eighty-Four
Natürlich ist das erzählte fiktive Geschehen, betrachtet aus dem (realen) Jahr 1949, in der Zukunft anzusiedeln. Dieses Zeitverhältnis ist hier jedoch ohne Belang. Es kommt bei der Frage nach dem Erzählzeitpunkt einzig und allein auf das zeitliche Verhältnis an, das innerhalb der Fiktion das Erzählen und das Erzählte zueinander einnehmen. Dieses ist hier - markiert durch das Präteritum - eindeutig das des späteren Erzählens, der (fiktive) Erzähler erzählt also irgendwann nach dem erzählten Geschehen im Jahr 1984. Natürlich ist das erzählte fiktive Geschehen, betrachtet aus dem (realen) Jahr 1949, in der Zukunft anzusiedeln. Dieses Zeitverhältnis ist hier jedoch ohne Belang. Es kommt bei der Frage nach dem Erzählzeitpunkt einzig und allein auf das zeitliche Verhältnis an, das innerhalb der Fiktion das Erzählen und das Erzählte zueinander einnehmen. Dieses ist hier - markiert durch das Präteritum - eindeutig das des späteren Erzählens, der (fiktive) Erzähler erzählt also irgendwann nach dem erzählten Geschehen im Jahr 1984.

Frage 9 von 15

Fragestellung:
Diese kurze Textpassage stammt aus Raymond Chandlers Kriminalerzählung The Big Sleep. Der ich-erzählende ‚Schnüffler’ ist im Laufe seiner Ermittlungen in eine fremde Wohnung eingedrungen, in der ‚etwas nicht stimmt’. Er weiß nur noch nicht, was.Liegt hier also
Textbeispiel:
Something was wrong. Something on the air, a scent. The shades were down at the windows and the street light leaking in at the sides made a dim light in the room. I stood still and listened. The scent on the air was a perfume, a heavy cloying perfume.
Raymond Chandler: The Big Sleep
Das erlebende, erzählte Ich weiß nicht, was ihn in dieser Wohnung erwartet. Und das erzählende Ich gibt dies auch nicht preis, um die krimitypische Spannung zu erhalten, darf er das auch gar nicht. Beide Aspekte dieses ‚Ich’ sind somit eng miteinander verknüpft, auch zeitlich. Dennoch gibt das erzählende Ich das Geschehen als vergangenes, wenngleich ergebnisoffenes Geschehen wieder, es erzählt also von einem (etwas) späteren Zeitpunkt aus - freilich ganz anders als der (pseudo-)autobiographische Ich-Erzähler, der weiß und dies auch zeigt, was als Nächstes passieren wird.Das erlebende, erzählte Ich weiß nicht, was ihn in dieser Wohnung erwartet. Und das erzählende Ich gibt dies auch nicht preis, um die krimitypische Spannung zu erhalten, darf er das auch gar nicht. Beide Aspekte dieses ‚Ich’ sind somit eng miteinander verknüpft, auch zeitlich. Dennoch gibt das erzählende Ich das Geschehen als vergangenes, wenngleich ergebnisoffenes Geschehen wieder, es erzählt also von einem (etwas) späteren Zeitpunkt aus - freilich ganz anders als der (pseudo-)autobiographische Ich-Erzähler, der weiß und dies auch zeigt, was als Nächstes passieren wird.

Frage 10 von 15

Fragestellung:
Dies ist die Eingangspassage aus der ‚Skizze’ Sankt Wolfgang von Peter Altenberg. Liegt hier
Textbeispiel:
Station Zahnradbahn, Schafbergbahn.
Weißer dicker Schotter bis an die Wiesen der Bauernhäuser. Kleine dünne Ahornbäume sind längs der Strecke hingepflanzt, mit Grasringen, auf welchen rote Mohnblumen wachsen. Die schiefe Lokomotive ist quasi zusammengeduckt, wie einer, der sich gräßlich anstrengt - - -.
La femme incomprise mit den rotbraunen Haaren und dem seidenen lila-grün changierenden Kleide saß da und fuhr den Fichten-Berg hinauf und auf die gelblichen Alm-Wiesen mit dem Duft nach Ziegen, Kühen und feuchtem Moos, zwischen schwarzgrünen Legföhren hindurch bis dorthin, wo das braunrote Gerölle anfängt - - -.
Peter Altenberg: Sankt Wolfgang
Die ersten beiden Absätze sind zwar im Präsens gehalten bzw. bleiben, was das Zeitverhältnis vom Erzählen zum Erzählten betrifft, unbestimmt, der letzte Absatz zeigt aber erkennbar (durch das Präteritum: „saß“ und „fuhr“) einen späteren Erzählzeitpunkt an. Der Zeitpunkt des Erzählens wechselt also, auch wenn erkennbar die gesamte Passage (wie die Skizzen Altenbergs insgesamt) eine fiktive Gegenwärtigkeit im Sinne des epischen Präteritums evoziert. Die ersten beiden Absätze sind zwar im Präsens gehalten bzw. bleiben, was das Zeitverhältnis vom Erzählen zum Erzählten betrifft, unbestimmt, der letzte Absatz zeigt aber erkennbar (durch das Präteritum: „saß“ und „fuhr“) einen späteren Erzählzeitpunkt an. Der Zeitpunkt des Erzählens wechselt also, auch wenn erkennbar die gesamte Passage (wie die Skizzen Altenbergs insgesamt) eine fiktive Gegenwärtigkeit im Sinne des epischen Präteritums evoziert.Die ersten beiden Absätze sind im Präsens gehalten bzw. bleiben, was das Zeitverhältnis vom Erzählen zum Erzählten betrifft, unbestimmt, der letzte Absatz zeigt dann erkennbar (durch das Präteritum: „saß“ und „fuhr“) einen späteren Erzählzeitpunkt an. Der Zeitpunkt des Erzählens wechselt also, auch wenn erkennbar die gesamte Passage (wie die Skizzen Altenbergs insgesamt) eine fiktive Gegenwärtigkeit im Sinne des epischen Präteritums evoziert.

Frage 11 von 15

Fragestellung:
Letzteres wird Jane Turner, die als Gesellschafterin der „Allardyce“ in Walter Satterthwaits Krimi(-Parodie) Eskapaden in einem vermeintlichen Spukschloss und am tatsächlichen Schauplatz eines Mordes gelandet ist, tatsächlich passieren - wie sie es ihrer besten Freundin „Evy“ in ihrem Brief ankündigt. Der Mordfall wird natürlich - nicht zuletzt dank Janes Mithilfe - am Ende gelöst.Die Frage, ob in dieser Textpassage
Textbeispiel:
Genug. Ich sollte jetzt wirklich versuchen, zu schlafen, Evy. Außerdem gibt es ohnehin kaum etwas Wichtiges mehr zu berichten. Darum werde ich jetzt auf Zehenspitzen an der schnarchenden Masse der Allardyce vorbeischleichen und den Brief im Flur einwerfen und dann auf Zehenspitzen wieder in mein gemütliches Nest zurückkehren. Und vielleicht werde ich zu nächtlicher Stunde von einem Gespenst heimgesucht.
Walter Satterthwait: Eskapaden
Natürlich erzählt der zweite Absatz der Textpassage von einem früheren Zeitpunkt aus, was gleich geschehen wird, dass nämlich der gerade zu Ende zu schreibende Brief aufgegeben wird. Der letzte Satz des Textes ist allerdings eher ein Scherz und charakterisiert somit erst einmal die derzeitige Befindlichkeit von Jane, ebenso wie der erste Absatz ihre augenblickliche Situation beleuchtet und die (vorausgegangene) Erzählung der bisherigen Ereignisse („kaum ... mehr“) abschließt. Hier vermischen sich also späteres, früheres und gleichzeitiges Erzählen bei gleichzeitiger Thematisierung des Erzähl- bzw. Schreibprozesses selbst, es liegt also eingeschobenes Erzählen vor. Der zweite Absatz erzählt zwar von einem früheren Zeitpunkt aus, was gleich geschehen wird, dass nämlich der gerade zu Ende zu schreibende Brief aufgegeben wird. Der letzte Satz des Textes ist aber natürlich eher ein Scherz und charakterisiert somit erst einmal die derzeitige Befindlichkeit von Jane, ebenso wie der erste Absatz ihre augenblickliche Situation beleuchtet und die (vorausgegangene) Erzählung der bisherigen Ereignisse („kaum ... mehr“) abschließt. Hier vermischen sich also späteres, früheres und gleichzeitiges Erzählen bei gleichzeitiger Thematisierung des Erzähl- bzw. Schreibprozesses selbst, es liegt also eingeschobenes Erzählen vor.

Frage 12 von 15

Fragestellung:
Hier geht es offensichtlich um Erzählungen, die erzählt werden. Liegt hier also
Textbeispiel:
Don Quijote fragte sie, was sie über Marcela und Grisostomo vernommen hätten. Der fremde Reisende sagte, sie seien an diesem Morgen auf die Schäfer gestoßen, und weil sie diese in Trauer gekleidet gesehen, hätten sie nach der Ursache gefragt. Darüber habe ihnen einer der Schäfer Aufschluß gegeben und ihnen von der sonderbaren Wesensart und der Schönheit einer Schäferin namens Marcela [...] erzählt.
Miguel Cervantes: Don Quijote
Für metadiegetisches Erzählen kommt hier einzig die Erzählung des Schäfers in Frage, die dieser den beiden Reisenden erzählt hat, die dies wiederum Don Quijote erzählen. Die Erzählung des Schäfers selbst wird aber nicht wiedergegeben, sodass hier keinesfalls metadiegetisches Erzählen, also eine Binnen-Binnenerzählung vorliegt. Der Schäfer selbst kommt ja gar nicht zu Wort, seine „Stimme" ist nicht zu vernehmen.Für intradiegetisches Erzählen kommt hier entweder die Erzählung des Schäfers in Frage, die dieser den beiden Reisenden erzählt hat, die dies wiederum Don Quijote erzählen. Die Erzählung des Schäfers selbst wird aber nicht wiedergegeben, sodass sie keinesfalls eine Binnenerzählung darstellt. Der Schäfer selbst kommt ja gar nicht zu Wort, seine „Stimme“ ist nicht zu vernehmen.Oder es kommt dasjenige in Frage, was die beiden Reisenden von ihrer Begegnung mit den trauernden Schäfern Don Quijote erzählen. Doch auch diese Erzählung wird nicht so präsentiert, wie sie der eine der beiden Reisenden tatsächlich (in der erzählten Welt) erzählt, sondern sie bleibt - markiert durch die grammatische Form der indirekten Rede im Konjunktiv - der „Stimme" des extradiegetischen Erzählers zugeordnet. Da die Stimme des Reisenden also hier nicht als eigenständiger Erzählstandort eingeführt wird, liegt kein Ebenenwechsel und somit kein intradiegetisches Erzählen vor. Anders wäre es, wenn es hieße:Der fremde Reisende sagte: „Wir sind heute morgen auf eine Gruppe von Schäfern gestoßen. Weil wir sahen, dass sie in Trauer gekleidet waren ...". Für intradiegetisches Erzählen kommt hier entweder die Erzählung des Schäfers in Frage, die dieser den beiden Reisenden erzählt hat, die dies wiederum Don Quijote erzählen. Die Erzählung des Schäfers selbst wird aber nicht wiedergegeben, sodass sie keinesfalls eine Binnenerzählung darstellt.Oder es kommt dasjenige in Frage, was die beiden Reisenden von ihrer Begegnung mit den trauernden Schäfern Don Quijote erzählen. Doch auch diese Erzählung wird nicht so präsentiert, wie sie der eine der beiden Reisenden tatsächlich (in der erzählten Welt) erzählt, sondern sie bleibt - markiert durch die grammatische Form der indirekten Rede im Konjunktiv - der „Stimme" des extradiegetischen Erzählers zugeordnet. Da die Stimme des Reisenden also hier nicht als eigenständiger Erzählstandort eingeführt wird, liegt kein Ebenenwechsel und somit kein intradiegetisches Erzählen vor.

Frage 13 von 15

Fragestellung:
Offensichtlich ist dies eine Erzählung, die erzählt wird. Liegt hier also
Textbeispiel:
Meister Nicolas bat ihn [den Pfarrer] ebenfalls, sie vorzulesen, und auch Sancho schloß sich ihm an. Als der Pfarrer dies sah und glaubte, er würde allen damit ein Vergnügen machen und sich selbst eines verschaffen, sagte er: „Da dem so ist, so hört mir alle zu. Die Novelle beginnt folgendermaßen“:
33. Kapitel. In dem die „Novelle vom unziemlich Neugierigen“ erzählt wird.
In Florenz, einer reichen und berühmten Stadt Italiens, [usw.]
Miguel Cervantes: Don Quijote
Die Erzählung stammt zwar von einem (auf der Ebene der Rahmenerzählung) unbekannten Autor, der Erzählakt ist aber eindeutig einer (in diesem Fall sehr konkreten) Stimme auf der Ebene des intradiegetischen Erzählten zuzuordnen, der des Pfarrers nämlich. Somit liegt intradiegetisches Erzählen vor, auch wenn diese Binnenerzählung nicht mehr direkt in Anführungszeichen steht, sondern - durch die Kapitelüberschrift und die darin enthaltene Titelnennung der „Novelle“ - abgesetzt ist.Die Erzählung stammt zwar von einem (auf der Ebene der Rahmenerzählung) unbekannten Autor, der Erzählakt ist aber eindeutig einer (in diesem Fall sehr konkreten) Stimme auf der Ebene des intradiegetischen Erzählten zuzuordnen, der des Pfarrers nämlich. Somit liegt intradiegetisches Erzählen vor, auch wenn diese Binnenerzählung nicht mehr direkt in Anführungszeichen steht, sondern - durch die Kapitelüberschrift und die darin enthaltene Titelnennung der „Novelle“ - abgesetzt ist.

Frage 14 von 15

Fragestellung:
Das erste Kapitel von Edlef Köppens Roman Heeresbericht über den ersten Weltkrieg, in dem die Kriegserlebnisse des (fiktiven) Soldaten Adolf Reisiger geschxildert werden, beginnt - vor Einsetzen der eigentlichen Erzählung - mit einer Reihe von (kursiv gedruckten) authentischen Dokumenten, darunter dem kaiserlichen Mobilmachungsbefehl für die Armee des Deutschen Reiches: Liegt in einem solchen Fall
Textbeispiel:
Ich bestimme hiermit:
Das Deutsche Heer und die Kaiserliche Marine sind nach Maßgabe des Mobilmachungsplans für das deutsche Heer und die kaiserliche Marine kriegsbereit aufzustellen.
Der 2. August 1914 wird als erster Mobilmachungstag festgesetzt.
Berlin, den 1. August 1914
Wilhelm I.R.
von Bethmann Hollweg
Edlef Köppen: Heeresbericht
Der Mobilmachungsbefehl stammt zwar vom Kaiser. Er wird aber - auch durch die Einordnung in eine ganze Reihe von Dokumenten - als authentisches Dokument präsentiert. Die Präsentation dieses Dokuments kann wiederum weder dem Erzähler des eigentlichen Romangeschehens zugeordnet werden, noch wird sie einer der erzählten Figuren zugewiesen. Es liegt also ein Fall von Textmontage vor.Der Mobilmachungsbefehl stammt zwar vom Kaiser. Er wird aber - auch durch die Einordnung in eine ganze Reihe von Dokumenten - als authentisches Dokument präsentiert. Die Präsentation dieses Dokuments kann wiederum weder dem Erzähler des eigentlichen Romangeschehens zugeordnet werden, noch wird sie einer der erzählten Figuren zugewiesen. Es liegt also ein Fall von Textmontage vor.

Frage 15 von 15

Fragestellung:
Welchen Status haben die beiden indirekten Charakterisierungen durch die Gemeindemitglieder und durch die Frauen?
Textbeispiel:
Dennoch war Rabbi Abraham ein sehr reicher Mann; verheuratet mit der einzigen Tochter seines verstorbenen Vaterbruders, welcher den Juwelenhandel getrieben, erbte er dessen große Reichtümer. Einige Fuchsbärte in der Gemeinde deuteten darauf hin, als wenn der Rabbi eben des Geldes wegen seine Frau geheuratet habe. Aber sämtliche Weiber widersprachen und wußten alte Geschichten zu erzählen: wie der Rabbi schon vor seiner Reise nach Spanien verliebt gewesen in Sara - man hieß sie eigentlich die schöne Sara - und wie Sara sieben Jahre warten mußte, bis der Rabbi aus Spanien zurückkehrte, indem er sie gegen den Willen ihres Vaters und selbst gegen ihre eigne Zustimmung durch den Trauring geheuratet hatte.
Heinrich Heine: Der Rabbi von Bacherach
Kontrafaktisch würde bedeuten, dass keine der beiden Meinungen zutrifft, die Textpassage - und auch der ganze Text - widerlegen diese Meinung aber nicht explizit.In beiden Fällen werden die Informationen zur Figur des Rabbi von Bacherach von Figuren gegeben und deutlich als deren Meinungen gekennzeichnet.In beiden Fällen werden die Informationen zur Figur des Rabbi von Bacherach von Figuren gegeben und deutlich als deren Meinungen gekennzeichnet. Ob sie zutreffen oder nicht, verrät uns die Textpassage nicht, sodass man nicht von Fakten sprechen kann.

Hinweis